Theodor Strehlow und sein Werk
"I must ... (acknowledge) what is by far my greatest debt - that which I owe to my old native friends who supplied me so liberally with their secret lore and admitted me to so many of their totemic rites" - Theodor Strehlow
Carl und Frieda Strehlow hatten 1910 ihre ersten fünf Kinder vor dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland zur Ausbildung gebracht; das tragische Schicksal wollte es, dass Carl Strehlow seine Kinder nie wieder sehen sollte.
Seine Liebe und Aufmerksamkeit gehörte nun mehr der Ausbildung und Entwicklung seines jüngsten Sohnes Theodor. Wie sein Vater war Theo von Natur aus sprachlich begabt. Außer Deutsch, Englisch und Aranda hatte er von ihm mit 10 Jahren Latein und mit 12 Jahren Griechisch und das Orgelspiel gelernt. Außerdem liebte Theodor Strehlow Grimms Märchen, die Sagen und Mythen der Griechen und Germanen.
Nach dem Tode seines Vaters, 1922, ging er mit seiner Mutter nach Adelaide, um an der dortigen Universität englische Sprache und Literaturwissenschaften zu studieren. Nach dem Abschluss seines Studiums, 1931 mit 23 Jahren, zog es ihn wieder in seine Heimat nach Hermannsburg zurück. Er war davon überzeugt, dass es Gottes Wille sei, eines Tages nach Zentralaustralien zurückzukehren, um das Werk seines Vaters fortzusetzen. Dabei verfolgte er nur ein großes Ziel, nämlich die alten weisen Aranda-Männer kennenzulernen, in deren Köpfen noch die Mythologie ihrer Völker eingeschossen war
Mit einem Stipendium von 100 Pfund und zwei geliehenen Kamelen zog er allein mit seinem Kamelboy Tom Ljonga durch die Wüste Zentralaustraliens, um die alten Zeremonienplätze aufzusuchen. 12 Monate reiste er durch das Buschland. Niemand kümmerte sich darum, ob er lebte oder starb. Er zog durch die Wüste des Pintubi-Gebietes von Mount Liebig bis zum Kintore Range an die westaustralische Grenze. Die Entfernungen, die er auf weiteren Exkursionen von 1932 bis 1934 zurücklegte, beliefen sich auf insgesamt 4.000 Meilen- eine unglaubliche körperliche Anstrengung in der Einsamkeit der Wüste.
Allmählich gewann er das Vertrauen zu den alten Häuptlingen der Arandas. Der Zeremonienmeister der Bandikuts am Totenzentrum von Ilbalintja zog ihn in sein Vertrauen: „Ich weiß, du bist an unserer Tradition interessiert. Dein Vater war zu uns wie ein Vater. Wir konnten uns immer auf ihn verlassen. Wir denken, wir können auch Dir vertrauen."
Theodor Strehlow starb 1978 wenige Stunden vor einem größten Erfolg, der Krönung seines Lebens, die er nicht mehr miterleben konnte: Ihm zu Ehren hatte die Universität Adelaide zu einer Gründungsfeier der „Strehlow Research Foundation" eingeladen. Es war das Ziel der Gesellschaft, die größte und einmaligste Sammlung über die Ureinwohner Australiens mit über 700 Objekten, Filmen in einer Gesamtlänge von 15 Kilometern, 7.000 Dias, Tausenden von genealogischen Aufzeichnungen, 42 Tagebüchern, Briefen, Karten und einer Bibliothek mit über 1.000 Bänden für die Nachwelt auszuwerten und zu erhalten.