Konzertreise des zentralaustralischen Aborigine Frauen-Chores 2015 in Deutschland

arkanalaIm Herzen der australischen Wüste liegt noch ein Geheimnis: In der Natur-Landschaft Zentralaustraliens mit ihrer kraftvollen und atemberaubenden Schönheit hat sich in den letzten 135 Jahren eine faszinierende Kulturlandschaft etabliert, mit einer Chorsänger-Tradition, die aus den Aktivitäten der deutschen Missionsstation Hermannsburg hervorgegangen ist.

Der Frauen-Chor baut eine Brücke zwischen verschiedenen kulturellen Gruppen und Gemeinden in Zentralaustralien und liefert dadurch einen bedeutenden Beitrag für die Problemlösung und Versöhnung der Menschen untereinander, die hier zusammen leben. Soziale und interkulturelle Beziehungen sind hier traditionell vorbelastet und schwierig, mitunter rätselhaft verschleiert: gleichzeitig aber auch sehr vital, kreativ, attraktiv und hoffnungsvoll.
Die Schönheit Zentralaustraliens spiegelt sich in den faszinierenden Farben und außergewöhnlichen Formen der Gebirge, Wasserquellen, Flüsse, Berge, Tiere und Bäume wider. Die meisten Landschafts Aufnahmen verdanke ich Hans Boessem, vom camera shop Aice Springs, der das copyrith inne hat.

 

1474 PalmValleyPalm Valley Zentralaustralien
Foto copyright Hans Boessem
Die 35 Chormitglieder aus sieben verschiedenen Gemeinden und drei verschiedenen Sprachgruppen singen unter der Leitung des afro-australischen Pfarrers Morris Stuart. Die Organisation und Leitung für das Betreuerteam liegt in den Händen von Pastor Robert Borgas, Mitarbeiter der Lutherischen Finke River Mission. Der Chor möchten mit dieser Konzertreise seine tiefe Verbundenheit mit der christlichen Tradition in Deutschland ausdrücken, von wo aus die Hermannsburger Mission ihren Ursprung nahm.

 

moris-stuartMoris Stuart mit seinen SängernIn Deutschland gab es folgende Konzerte:

  • Worship Service Nördlingen
Sonntag, 31 Mai 2015 9:30 - 14:30 
Evangelisch – Lutherische Kirchengemeinde Nördlingen,
Pfarrgasse 5, 86720 Nördlingen, Bayern
  • Abend Konzert 
Sonntag, 7 Juni 2015 19:30 - 21:00 
Mission Eine Welt (Neuendettelsau Mission),
Hauptstraße 2, 91564 Neuendettelsau, Bayern
  • Abend Konzert
Dienstag, 9 Juni 2015 19:00 - 22:00 
Ev.luth. St. Nikolai-Kirche, 91564 Neuendettelsau, Bayern
  • Stuttgart Kirchentag 3. bis 7.6.
  • Wiesbaden 13.Juni 2015 16 Uhr open-air concert bei der Youth church mit dem Wiesbadener Xang Gospel Choir und dem Wiesbadener Knabenchor und am
  • Luther Kirche - Wiesbaden Stadtzentrum, 14.06

Der Klang des Hermannsburger Aboriginal Ladies Choir ist eines der schönsten und wunderbarsten Chorgesänge weltweit. Man muß schon nach Hermannsburg ins rote Zentrum Zentralaustraliens reisen, um ihn im Original zu hören.

Carl und Theodor Strehlow haben die meisten Gesänge und Zeremonien der 40 000 jährigen Aboriginal Kultur aufgezeichnet, bevor sie seit 1960 für immer aus ihrer australischen Heimat verschwanden. Carl Strehlow leitete die Hermannsburger Mission von 1894 bis 1922 und förderte den außergewöhnlichen Chorgesang, indem er die traditionelle Singkultur der Aborigines mit der Lutherischen Tradition vereinigte, insbesondere mit Chorälen und Hymnen von Johann Sebastian Bach.

Ungeachtet dessen, was das Verschwinden der Aboriginal Kultur durch die Weißen Siedler ausgelöst haben mag, ist der Chorgesang der Aranda Frauen in Hermannsburg unübertroffen kraftvoll, glorreich und einzigartig in der ganzen Welt!

Hermannsburger-LadyChoir-mit-Wighard-StrehlowHermannsburger Lady Choir mit Wighard Strehlow

 

Geschichte und Hintergrund

„Blind Moses" - Ein stolzer West Aranda Mann wird Christ

Vor mehr als 100 Jahren begann im Zentrum Australiens eine tiefe Freunndschaft zwischen einem stolzen voll-initiierten West Aranda Mann Tjalkabota und meinem Großvater, dem Missionar Carl Strehlow. Beide waren 22 Jahre alt und bauten die Missionsstation Hermannsburg bei Alice Springs zu einer starken Festung auf gegen Hunger, Massaker, Verfolgung und Ausrottung der Aboriginees - zu einer Heimat für Schwarze und Weiße. Tjalkabota ließ sich taufen und wurde unter dem Namen Moses zum schwarzen Botschafter, ein christlicher Evangelist, ein Führer seines Volkes aus der Naturreligion zum Christentum, felsenfest in seiner Mission davon überzeugt, daß seine Leute Christen werden sollten, um in Würde und Respekt zu überleben.

kirche-hermansburgKirche in HermannsburgBlind Moses und Carl Strehlow arbeiteten Schulter an Schulter zusammen, bauten die erste Kirche in Zentralaustralien und ein Schulhaus, übersetzten die Bibel in die Stammessprache Aranda und gaben ein Gesangbuch mit Hymnen, Chorälen und deutschen Kirchenliedern heraus, die auch heute noch auf dem Programm des Chorkonzertes stehen. Mit der Zeit wurde die Missionsstation ein „Himmel für Kranke und Flüchtlinge", die sich vor der Ausrottung durch die neuen weißen Eindringlinge schützen mußten, weil sie die Weißen für „Steinzeitmenschen" hielten, die in der Neuzeit nichts mehr zu suchen hatten. Strehlows Ansehen wuchs besonders, weil er die Polizeioffiziere aus der Mission vertrieb, die unschuldige Aborigines wegen angeblichen Cattle stealing (Viehdiebstahl) verhaften und erschießen wollten. Sein Lebensmotto: „Benimm Dich wie ein Mensch unter Menschen" verschaffte ihm hohen Respekt, besonders bei den Stammesführern. Vier von ihnen , darunter Blind Moses, weihten ihn sogar in ihre Geheimsprache ein, die sie ausschließlich nur bei ihren geheimen Zeremonien benutzten. Schließlich, als sie sein großes Interesse an der Spiritualität der Aborigine Kultur sahen, weihnten sie ihn sogar in die über 40 000 Jahre alte Mythologie ein, wie sie während der Initiation von Generation zu Generation mündlich ohne jegliche Veränderung weitergegeben wurde. Strehlow war der erste und einzige, dem sie ihre über 6 000 Lieder, Tänze und Gesänge anvertrauten. Er sollte sie für die Nachwelt erhalten, weil sie ahnten, daß ihre Kinder nicht mehr in der Lage waren, die Zeremonien in die Neuzeit zu retten.

Diese „Kronjuwelen Australiens" hat er in fünf Bänden über die „Sagen und Mythen der Aranda- und Loritja-Stämme zusammen gefaßt und von Moritz Freiherr von Leonhardi bearbeitet von 1907–1920 vom Völker Museum Frankfurt am Main herausgegeben. Es handelt sich um die wertvollste Sammlung der Kulturschätze der Aborigines, die sich total von den völlig falschen Übersetzungen und Interpretationen durch die britischen damals maßgeblichen Wissenschaftler Baldwin Spencer und Franzis Gillen unterscheidet. Z.B. wurde das Aranda-Wort „Altjirraka" (Vater, Gott) von Spencer und Gillen mit dem völlig falschen Begriff „Dreamtime" bzw. „Traumzeit" übersetzt, wodurch ihre Kultur als träumerische – romantischer Kitsch abgewertet werden sollte. In Wirklichkeit aber ist für die Aborigines ihre Kultur kein Traum, sondern eine Realität. Die Aborigines glauben an eine Existenz Gottes, das lernen die Aranda Kinder bereits im ersten Schuljahr:

1-klasse-unterricht1. Klasse UnterrichtIm Oktober 1922 machte sich Carl Strehlow todkrank auf seine letzte Reise um medizinische Hilfe zu suchen, er starb nach 10 Tage vollkommen erschöpft mitten in der Wüste in Horseshoe Bend. Diese Reise hat sein Sohn Theo in seinem preisgekrönten Reisebericht „Journey to Horseshoe Bend" geschildert.

abschied-von-hermansburgCarl Strehlow Oktober 1922
Abschied von Hermannsburg
Nach Carl Strehlow Tod hat sein Sohn Prof. Theodor Strehlow, das wissenschaftliche Werk seines Vaters fortgesetzt und in seinem legendären Werk „Songs of Central Australia" festgehalten. Es gelang ihm auch im Laufe seiner 30 jährigen Exkursionen die geheimen Zeremonien – Tänze und Lieder in Farbfilmen festzuhalten. Das Gesamtwerk von Carl und Theodor Strehlow über die Aborigine Kultur werden sie heute sowohl in Deutschland noch in Australien vergeblich suchen. Es lagert im „Strehlow Research Centre" in Alice Springs fest verschlossen in Tresoren. Alle diese Schätze liegen für "mens-only" sacred and secret (allein für Männer, heilig und geheim) unter Verschluß. Diese Geheimhaltung steht im Gegensatz zu den ursprünglichen Absichten der Aborigines Informanten und Zeremonienmeister, die ihre Kultur Carl und Theodor Strehlow anvertrauten, um sie als „Weltkulturerbe" für die Nachwelt zu erhalten. Die heutigen populären Tanzaufführungen, die sogenannte „Corrobories" der australischen Ureinwohner unterscheiden sich vergleichsweise so von den ursprünglichen reichhaltigen Zeremonien ihrer Vorväter wie eine Volkstanztruppe vom Ballet des Bolscoi Theaters. Sehen Sie dazu diese Aufführung vom Autralia Day in Melbourne am 26. Januar 2015.


wuestentanz-dasbuchWighard Strehlow „Wüstentanz - Australien spirituell erleben" Strehlow Verlag, Allensbach
Märchen, Sagen, Mythen und Gesänge aus Zentralaustralien

Eine einzigartige Zusammenfassung der Forschungsarbeiten von Carl und Theodor Strehlow. Wenn es eine Empfehlung für die Schönheit der Aborigine Kultur Zentralaustraliens gebe, so nimmt dieses Buch eindeutig eine Spitzenstellung ein!

2. Peter Lutz „Blind Moses"2014, www.iadpress.com.au

blind-mosesBlind Moses ist einer der erstaunlichsten Männer, die je in Zentralaustarlien lebten, in einer Doppelwelt seiner Aranta Tradition und an der Spitze der neuen christlichen Welt. Peter Lutz wuchs als Insider in Hermannburg auf und ist einer der führenden Australischen Biologen Australiens.